Nahezu aIle sozialwissenschaftlichen Disziplinen setzen sich heute mit
dem Phiinomen der Entscheidungen auseinander. Beitrage zu dieser
interdiszipli naren Entscheidungsforschung finden sich in den
Wirtschaftswissenschaften, der Politologie, der Soziologie und der
Psychologie. Besondere Bedeutung hat die Entscheidungstheorie in den
anwendungsorientierten Disziplinen gewonnen. Dies gilt z. B. fur die
Managementlehre, die Verwaltungswissen- schaft, die
Erziehungswissenschaft und die Betriebswirtschaftslehre, aber auch fur
die Systemforschung (Operations Research), die angewandte Infor- matik
und die Planungswissenschaften, die sich zu relativ eigenstandigen
Bereichen interdisziplinarer angewandter Forschung entwickelt haben. Die
von diesen Disziplinen entwickelten technologischen Aussagensysteme und
Empfehlungen sind in alIer Regel auf die Gestaltung und "Verbesserung"
von Entscheidungsprozessen in Organisationen gerichtet. Vorschlage fUr
derartige "Verbesserungen" setzen jedoch eine Kenntnis der zu
verbessern- den Prozesse voraus. Die angewandten Sozialwissenschaften
benotigen des- halb eine wirklichkeitsnahe erfahrungswissenschaftliche
Theorie der Ent- scheidungsprozesse, die den sozialen bzw.
organisatorischen Kontext dieser Entscheidungen systematisch
berucksichtigt. Dies ist der Ausgangspunkt der vorliegenden EinfUhrung
in die Theorie der Entscheidungsprozesse, die drei Teile umfaBt. Die
Untersuchung versucht, die wichtigsten Elemente einer solchen Theorie
und einen begrifflichen Bezugsrahmen zu deren Integration zu erarbeiten.
Das Schwergewicht der Untersuchung liegt auf der Erarbeitung einer
deskriptiven Entscheidungs- theorie. Dadurch unterscheidet sich der
vorliegende Beitrag von den heute weitgehend ublichen normativen
tl'berlegungen zur "Theorie der wirtschaft- lichen Entscheidung -
Untersuchungen zur Logik und okonomischen Bedeu- tung des rationalen
Handelns" (2. Auflage, Tubingen 1968) zur Darstellung gelangen.