Die physikalisehe Chemie besteht in der Anwendung der experimentellen
und theoretisehen Methoden der Physik auf Probleme der Chemie. In der
Chemie wird ein groBes und interessantes Tatsaehenmaterial gesammelt und
unter Verwendung zweekmäBig eingeführter Begriffe und empiriseh
gefundener Regeln geordnet. Auch die Begriffe und Gesetze der Physik
gründen auf Erfahrungstatsaehen. Sie wurden aber an übersiehtlieheren
Systemen gewonnen und lassen sich quantitativ formulieren und über-
prüfen, so daB aus manehen Regeln Gesetze geworden sind, zu denen keine
Ausnahmen bekannt sind. Heute kann angenommen werden, daB die bekannten
physikalisehen GesetzmäBigkeiten ausreiehen sollten, um alle ehemisehen
Tatsaehen zu erklären, insbesondere also den Gültigkeits- bereieh der
ehemisehen Regeln abzugrenzen oder neue chemisehe Gesetze aufzustellen.
Dieses Ziel ist bis heute nur teilweise erreieht. Der Grund dafür liegt
in der Kompliziertheit der Systeme, welehe in der Chemie untersueht
werden. Nur bei einem versehwindenden Bruehteil davon gelang bisher eine
konsequente Behandlung unter Anwendung phy- sikaliseher Prinzipien.
Trotzdem hat die physikalisehe Betraehtungs- weise bisher sehr viel zum
Verständnis der Chemie beigetragen. Wir unterteilen das groBe Gebiet der
physikalisehen Chemie in die fol- genden Hauptabsehnitte: I. Chemisehe
Thermodynamik In der Chemisehen Thermodynamik werden makroskopisehe
Eigensehaften von Stoffen aufgrund weniger Hauptsätze miteinander in
Beziehung ge- setzt. Sie gilt unabhängig von der mikroskopisehen
Struktur der Stoffe. II. Kinetik Während in der Chemisehen Thermodynamik
nur solehe Zustände betraehtet werden, welehe sich mit der Zeit ohne
Änderung der äuBeren Bedingungen nicht mehr ändern, wird in der Kinetik
der zeitliche Verlauf der Vor- gänge behandelt, welehe zu den
zeitunabhängigen Zuständen führen.