Der Anregung der Verlagsbuchhandlung, ein Lehrbuch der chemischen
Physiologie zu verfassen, bin ich im Jahre 1936 gern nachgekommen, weil
es mir reizvoll erschien, Tatsachenmaterial und theoretische Vor-
stellungen dieser Wissenschaft vor allem im Sinne einer allgemeinen bio-
logischen Chemie zu ordnen und zusammenzufassen. Voraussetzung dafür
schien mir eine eingehende Abhandlung der deskriptiven Biochemie, also
eine Beschreibung der chemischen Stoffe, die von biologischer Bedeutung
sind. Aber eine solche "chemische Anatomie" ist Beginn, nicht Ziel der
chemischen Physiologie. Dieses liegt vielmehr in der Erforschung der
physiologischen Vorgänge, soweit sie chemischer Natur oder mit
chemischen Methoden faßbar sind. Da die Zellen und Organe, der
Schauplatz dieser Vorgänge, physikochemischen Gesetzmäßigkeiten
unterworfen sind, wurden diese wenigstens in ihren Grundzügen behandelt.
Zellen und Organe ver- fügen über besondere ehe mische Werkzeuge, die
sie zu ihren biologischen Leistungen befähigen und die wir als
Wirkstoffe bezeichnen. Auf eine ein- gehende Darstellung gerade dieser
Stoffe und ihrer Wirkungen wurde be- sonderer Wert gelegt, da uns ihre
Funktion am ehesten einen Einblick in die Werkstatt des Lebens
gestattet. Schließlich war zu zeigen, in welcher Weise der Organismus
und seine Organe die Körperbausteine umformen, um die in ihnen gebundene
Energie in Freiheit zu setzen und nutzbar zu machen; es war daher in
besonderen Abschnitten der inter- mediäre Stoffwechsel und der
Stoffwechsel einiger Organe abzuhandeln.