Die 1945 zu weiten Teilen zerstörte Stadt Mainz wollten die
französischen Besatzer unmittelbar nach Kriegsende zu einem französisch
geprägten Mayence aufbauen. Für diese Aufgabe wurde Marcel Lods berufen,
Verfechter einer funktionalistischen Moderne, dessen
deutsch-französisches Architektenteam auch Überlegungen aus der Zeit vor
1945 in den Aufbauplan einfließen ließ. Als Antwort auf die ablehnende
Haltung der lokalen Bevölkerung - aber auch einiger französischer
Militärs - beauftragte die Stadt Mainz Paul Schmitthenner mit einem
Projekt, das den historischen Charakter der Stadt stärker bewahren
sollte. Beide Projekte scheiterten zwar, doch blieb Mainz bis weit in
die 1950er Jahre Schauplatz einer exemplarischen Konfrontation zweier
sich unversöhnlich bekämpfender Tendenzen innerhalb der europäischen
Architektur des 20. Jahrhunderts, wie sie an keinem anderen Ort in
dieser Schärfe und mit dieser fachlichen Kompetenz ausgetragen wurde.
Als Ergebnis jahrzehntelanger Forschungen bietet dieses Buch erstmalig
eine systematische Aufarbeitung dieser umfassenden Planungen und ihrer
zeitgeschichtlichen Hintergründe.