Es gibt nur wenige Gebiete der Technik außer der automatischen Regelung,
bei denen einE' derart auffallende Disproportion zwischen den Resultaten
besteht, die in der Theorie erreicht wurden und denen, die man in der
Praxis tatsächlich ausnutzt. Auf dem Gebiet der automatischen Regelung
gibt es heute nicht nur eine sehr große Menge von Veröffentlichungen,
sondern es werden auch theoretisch sehr spezielle Probleme gelöst, die
in der Praxis nur selten oder ausnahmsweise vorkommen können. Nichts-
destoweniger widmet man solchen Problemen in den Fachkreisen manch- mal
größere Aufmerksamkeit als anderen nicht weniger interessanten und
schwierigen praktischen Aufgaben, deren Lösung in viel größerem Maße
nützlich sein könnte. Die Kybernetik, die in sich die automatische
Regelung, Führungs- und Störgrößenkompensation einschließt, findet ihre
Anwendung in sehr verschiedenen Gebieten. Obwohl die Prinzipien der
Regelung in diesen Gebieten gleich sind, unterscheiden sich die
einzelnen Fälle oft wesentlich in Einzelheiten. Diese Tatsache begründet
zwar die große Anzahl von Spezialmethoden d0r Regelung, aber sie
beantwortet nicht die Frage, weshalb man so wenig die Resultate der
Theorie in der Praxis anwendet. Die Antwort gibt uns wahrscheinlieh die
nachstehende Betrachtung. Es ist undenkbar, daß ein Ingenieur in der
Praxis einen derart aus- gedehnten mathematischen Apparat beherrscht,
der in der Theorie der Regelung vorkommt, und außerdem kann er nicht das
Nützliche von dem UberflüsBigen abtrennen und darüber hinaus die
ausgesuchte Methode selbst für die praktische Berechnung in geeigneter
Weise umarbeiten.