1. Zur Anlage und Methode Der von Iahr zu Iahr eskalierte Krieg in
Vietnam smeint heute vor den Augen der Weltoffe-ntlichkeit den Charakter
einer griechischen Tragodie im WeltmaBstab an= genommen zu haben. Dabei
mussen sowohl die Sinnlosigkeit des Sterbens in beiden Teilen jenes
unglucklichen Lande, s als auch die offensichtliche Ausweglosigkeit des
Konfliktes einen jeden von uns - unabhangig vom politischen oder
ideologischen Standort - bewegen. (Von einem ideologischen Standort wird
man bei denjenigen Kraften der sogenannten auBerparIamentarischen
Opposition, die unter anderem die Sache Nordvietnams auf ihre Fahnen
geschrieben haben, genauso sprechen mussen wie bei Vertretem einer
westlichen Kreuzzugsidee, um hier nur diese zwei extremen
Minderheitspositionen anzudeuten. ) Angesichts der nach Auffassung des
Verfassers vollig unzulassigen Verquickung von innen- und
auBenpolitischen Gesichtspunkten und Motiven in der immer starker um
sich greifenden Auseinandersetzung um den Vietnamkonflikt in der
Bundesrepublik ist die Forderung nach einer objektiven Analyse der
gesamten Problematik berechtigter denn je. Diese muB zunachst und vor
allem erhoben werden aus intellektueller Redlichkeit; sie stellt sich
keineswegs nur den Wissenschaftlem - vomehmlich den sich mit dieser
Frage beschaftigenden Politologen, Historikem oder Juristen -, sondem
letztlim jedem einzelnen Staatsbiirger. Eine solche Analyse muB unter
den verschiedensten Gesichtspunkten und von alIen Seiten her erfolgen,
das heiBt also zum Beispiel von der nord- und sudvietnamesischen, der
chinesisch-sowjetismen und von der amerikanischen Politik her. Im Rahmen
einer begrenzten Fallstudie ist es naturgemaB unmoglich, all diesen
Aspekten zugleich nach- zugehen.