1.1. Zurn Begriff der Sozialisation Die WUlZeln der
Sozialisationsforschung liegen zweifellos in der Tiefenpsycho- logie,
die schon urn die Jahrhundertwende die Bedeutung spezifischer Umwelt-
erfahrungen in der friihen Kindheit fur die spiitere
Pers6nlichkeitsentwicklung er- kannt hat und u.a. unter dem Stichwort
der "Fixierung" diskutiert. Dennoch mufl, festgestellt werden, daB der
Begriff der "socialization", der auf den Sozio- logen Cooley (1902)
zuriickzufiihren ist, erst in den 30iger Jahren durch die so-
ziologische und sozialpsychologische Forschung zu einem festen
Bestandteil der Fachsprache von Soziologie und Psychologie wurde.
Dollard (1935) bezeichnete damals mit "Sozialisation" den Prozefl" durch
den die "Kultur" einer Gruppe von Generation zu Generation vermittelt
wird (" ... an account of how a new person is added to the group and
becomes an adult capable of meeting traditional expectations of his
society for a person of his sex and age"). Wir finden also bei Dollard
eine Einengung im Hinblick auf das, was gepragt wird, denn die "Kultur"
einer Gruppe umschliefl, t nicht den Gesamtbereich menschlichen
Verhaltens, der yom Sozialisationsprozefl, erfaBt wird. Diese Einengung
sollte ihre Folgen fur die weitere Verwendung dieses Be- griffes haben,
die sich besonders fur die gegenwartige Diskussion urn unsere Pro-
blematik als aufl, erst storend erweisen. Je mehr die Bezeichnung
"Sozialisation" zu einem Modewort wird, das zu- nehmend Mufiger
gebraucht wird, desto unklarer und schwammiger wird seine Bedeutung.