In der europaischen Literatur des Mittelalters kommt dem Livre du
Chevalier errant des piemontesischen Markgrafen Thomas' III. von Saluzzo
(um 1357 bis 1416) eine besondere Bedeutung zu: Das 'Buch vom fahrenden
Ritter' ist nicht nur einer der ersten Romane uberhaupt, die ein Furst
verfasst hat, sondern auch ein Werk, das wegen seiner zahlreichen
intertextuellen Anspielungen, seiner eklektischen Struktur und seiner
ubermassigen Lange zu den komplexesten seiner Zeit zahlt. Die Studie -
die erste monographische Publikation zum Chevalier errant seit uber
hundert Jahren - verbindet literaturwissenschaftliche Fragestellungen
mit historischen und kunstgeschichtlichen Perspektiven und rekonstruiert
auf diesem Wege den kulturellen Kontext, in dem der Roman geschrieben
und gelesen wurde. Dabei wird auch der beruhmte Freskenzyklus der Burg
von Manta in die Interpretation einbezogen, den Thomas' illegitimer Sohn
Valerano von Saluzzo um 1420 malen liess. Durch das Zusammenspiel von
Text- und Bildanalyse wird ein herausragendes Beispiel hofischer Kultur
des Spatmittelalters differenziert und lebendig dargestellt.Die Arbeit
wurde mit dem Elise-Richter-Preis des Deutschen Romanistenverbands
pramiert.