\Das Interesse des modernen Publikums, soweit es überhaupt mit
bildender Kunst Fühlung nimmt, scheint sich heutzutage wieder mehr den
eigentlich künstlerischen Fragen zuwenden zu wollen. Man verlangt von
einem kunstgeschichtlichen Buche nicht mehr bloss die biographische
Anekdote oder die Schilderung der Zeitumstände, sondern möchte etwas
erfahren von dem, was Wert und Wesen des Kunstwerks ausmacht; man greift
begierig nach neuen Begriffen, denn die alten Worte wollen den Dienst
nicht mehr tun, und die gänzlich beiseite geschobene Ästhetik fängt
wieder an, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das Buch will kein
akademisches Buch sein, aber etwas Schulmeisterliches mag man ihm wohl
anmerken, und der Verfasser bekennt gerne, dass die Erfahrungen im
Verkehr mit den jungen Kunstliebhabern der Universität, die Freude des
Sehenlehrens und Sehenlernens in kunstgeschichtlichen Übungen ihn
hauptsächlich zu dem verwegenen Entschluss ermutigt haben, über ein so
eminent künstlerisches Thema, wie den klassischen Stil, als
Nicht-Künstler seine Meinung laut werden zu lassen.\ [...] Der
Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin präsentiert in diesem Band eine
umfassende und detailreiche Darstellung der klassischen Kunst. Unter
anderem geht er auf die großen Künstler Lionardo da Vinci, Michelangelo,
Raffael und einige deren Werke ein. Er bereichert sein Werk mit
Einblicken in den Zeitgeist des Kunstverständnisses Ende des 19.
Jahrhunderts, die Gesinnung, neue Bildform und neue Schönheit.
Illustriert mit 110 erläuternden Abbildungen. Dieses auch heute noch
bemerkenswert aktuelle Buch ist ein unveränderter Nachdruck der längst
vergriffenen Originalausgabe von 1899.