"Die Sehnsucht, etwas Lebendiges in der Zelle zu haben, wurde so mächtig
in mir, dass die Blume, die schüchterne kleine Hundeblume, für mich bald
den Wert eines Menschen, einer heimlichen Geliebten bekam: Ich konnte
nicht mehr ohne sie leben - da oben zwischen den toten Wänden!" Einsam
und gefangen im immer gleichen Trott verbringt Insasse Nummer 432 seine
Tage im Gefängnis. Als er jedoch während eines Hofgangs eine blühende
Hundeblume entdeckt, weckt diese tiefe Begierde in ihm und wird der
tröstende Mittelpunkt seines sonst tristen Alltags. In dieser
autobiographischen Erzählung verarbeitete Wolfgang Borchert (1921-1947)
seine Erinnerungen an seine Inhaftierung in einem Militärgefängnis zur
Zeit des Nationalsozialismus.