Wie wird Begabung im Alltag der Grundschule hervorgebracht und relevant
gesetzt? Wie wird Begabung in Bezug auf Kinder als bedeutsam
hervorgebracht? An der Schnittstelle von Kindheits-, Ungleichheits- und
Grundschulforschung verortet, geht diese Studie diesen Fragen nach und
rekonstruiert Begabung als kulturelle Praxis. In zwei Teile gegliedert,
bietet der erste Teil einen Überblick über Begabungsmodelle und den
erziehungswissenschaftlichen Begabungsdiskurs mit seinen Bezügen zu
Psychologie, Neurobiologie und Verhaltensgenetik sowie eine
methodisch-methodologische Darlegung des Forschungsvorgehens. Im zweiten
Teil erfolgt die ausführliche Darstellung der empirischen
Rekonstruktionen. Als zentrale Funktionen einer Begabungskultur in der
Grundschule werden Individualisierung, Responsibilisierung und
Normalisierung herausgearbeitet. Auf dieser Grundlage wird eine
abschließende differenzperspektivische Analyse vorgenommen, mit der die
Machtverhältnisse in den Blick geraten. Die Analyseergebnisse geben
Aufschluss über die praktische Herstellung der Ordnung von
Begabungskultur, und damit auch über spezifische kulturelle
Herstellungs- und Legitimierungsweisen von gesellschaftlicher
Ungleichheit.**
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