Im letzten Jahrzehnt hat die Glimmröhre immer mehr Eingang in den
Physikunterricht gefunden. Ein äußerlicher Grund dafür ist die Tat-
sache, daß die Industrie viele Typen von Glimmröhren für die ver-
schiedensten Zwecke entwickelte und billig in den Handel brachte.
Mancher Physiklehrer hat dann begonnen, mit ihnen zu experimentieren.
Schon der Vorgang der Zündung einer solchen Röhre hat für jeden
physikalisch Interessierten etwas Anziehendes. Die Entwicklung ist
entscheidend gefördert worden, als der Katoden- strahl-Oszillograph
immer weitere Verbreitung fand und in jeden physikalischen HÖrsaal
einzog. Die Möglichkeit, die Kennlinie einer Glimmröhre auf einfachste
Weise darzustellen, gab Anlaß zu nützlichen Studien. Auch war man wieder
auf die Hittorfsche Kippschaltung aufmerksam geworden, in der die
Glimmröhre eine Fülle interessanter Eigenschaften erkennen läßt.
Zeitschriftenaufsätze beschäftigten sich mit dem Nachweis des
lichtelektrischen Effekts an einer Glimmröhre und zeigten einen
einfachen Weg zu quantenphysikalischen Versuchen. Heute ist die
Glimmröhre zu einem physikalischen Gerät geworden, das sehr viele
experimentelle Möglichkeiten bietet. Bestechend ist zunächst die
Einfachheit der Versuchaufbauten. Im wesentlichen sind es nur
Potentiometer und Kondensatoren, die als Schaltelemente mit der
Glimmröhre zusammenwirken. Die Schaltungen lassen viele Vari- anten zu
und erlauben es daher, sinnvolle Aufgaben zu stellen, die wirk- liche
physikalische Betrachtungen erfordern, bevor man an die mathe- matische
Behandlung gehen kann. Bei den Kippschaltungen werden die elektrischen
Begriffe Stromstärke, Ladung, Spannung, Kapazität und Widerstand in
interessanter Weise miteinander verknüpft.