Die Familie gilt als Inbegriff des Privaten. Damit verbindet sich im
allgemeinen die Vorstellung von einem sozialen Raum, in dem sich
anscheinend außerhalb aller gesellschaftlichen Zwänge auf eine höchst
persönliche und recht "eigent- liche" Weise leben läßt. My horne is my
castle - das soll doch wohl heißen: Da bin ich frei, und die Welt der
Entfremdungen und Konflikte, der Unterord- nungen und Verführungen
bleibt draußen. Wenn das richtig wäre, müßte es schwierig sein,
Familiensoziologie zu treiben. Ist doch alle Soziologie darauf aus, die
Macht des Gesellschaftlichen aufzuspüren und dabei soziale Zusam-
menhänge und Abhängigkeiten zu erkennen, die in das Leben des einzelnen
ein- greifen. Es gehört deshalb auch zur Aufgabe der folgenden Arbeit,
systematisch und mit empirischen Belegen zu zeigen, daß
gesellschaftliche Zusammenhänge und Abhängigkeiten in den Raum der
Familie hineinreichen, freilich in unterschied- lichem Maße und auf
unterschiedlich direkte Weise. In der Tat ist die heutige Familie
relativ privat. Aber selbst diese Privatheit ist eine gesellschaftlich
be- dingte Tatsache, und sie bedeutet im übrigen keineswegs, daß der
Einzelne in der Familie außerhalb sozialer Normen stände und frei vom
gesellschaftlich geregelten Rollenspiel wäre. Das sollte deutlich
werden, wenn wir im folgenden das empirische Material immer wieder drei
Aspekten zuordnen, die für die Soziologie von grundlegender Bedeutung
sind.