Die Eizelle der Siiugetiere und des Menschen enthiilt eine Vielzahl von
Struk- turen, die durch die hohere Auflosung der Elektronenmikroskopie
neu erschlossen oder genauer definiert werden konnten. Neben den
geliiufigen, auch in vegetativen Zellen vorkommenden Organellen, finden
sich speziell auf die Besonderheiten der Keimzelle abgestimmte
Einschlusse. Form und Anordnung der Zellorganellen werden im Ablauf der
Eireifung und fruhen Keimentwicklung stiindig veriindert. Da die
Funktion der Zellorgane an bestimmte Muster und Kombinationen ge- bunden
ist, sind aus der Ordnung der Zellstrukturen Riickschliisse auf ihre
Bedeutung fUr die Keimentwicklung moglich. Experimentelle Untersuchungen
zeigen, daB die Bildung einer Embryonalanlage an bestimmte
"Faktorenbereiche" der Eizelle gebunden ist (SEIDEL, 1952a und b, 1956,
1960). Wieweit spezifisch histochemisch reagierende Areale (Verteilung
der metachromotropen Substanz: DALCQ, 1951, 1952; JONES-SEATON, 1950; DE
GEETER, 1954) diesen Faktoren- bereichen entsprechen, ist mit
lichtmikroskopischen Methoden nicht zu kliiren. Nach orientierenden
Untersuchungen zur Analyse der Feinstruktur und zur Er- fassung des
Organellenbestandes der Siiugereizelle sind phasengerechte elektronen-
mikroskopische Studien der Oogenese, Fertilisation und Blastogenese von
aktuellem Interesse. Diese Untersuchungen geben unter anderem tiefere
Ein- blicke in den formalen Ablauf der speziellen Teilungsvorgiinge, in
die Natur der zelleigenen Reservestoffe und die cytologischen Korrelate
der Informations- speicherung fiir die Keimentwicklung. Vergleichende
elektronenmikroskopische Untersuchungen an tierischen Objekten haben in
den letzten Jahren unabhiingig von der speciesbedingten Variabilitiit
viele morphogenetische Probleme dem Verstiindnis niiher gebracht.
NaturgemiiB stiitzen sich unsere Kenntnisse vor- wiegend auf Befunde an
Laboratoriumstieren, bei denen eine phasengerechte Studie am ehesten
moglich ist.