Die Debatte tiber die Grundlagen der Quantentheorie, die auf eine mehr
als fiinfzigjiihrige Tradition zurtickblickt, war in zwei Perioden
besonders intensiv, niimlich unmittelbar nach der Begrtindung der
Quantentheorie und wiederum in den letzten Jahren. An die Frtihzeit der
Quantenphysik erinnerte Max Born in seiner Rede, die er anliiBlich der
Verleihung des Nobelpreises im Jahre 1954 hielt. Er beschrieb die
tiefgreifende Meinungsverschiedenheit, die die bertihmtesten
Quantentheoretiker in 1 zwei Lager schied: "Wenn ich sagte, die Physiker
hiitten die damals von uns entwickelte Denkweise angenommen, so war ich
nicht ganz korrekt: es gibt ein paar sehr bemerkenswerte Ausnahmen, und
zwar gerade unter den Miinnern, die am meisten zum Aufbau der
Quantentheorie beigetragen haben. Planck selbst gehorte zu den
Skeptikern bis zu seinem Tode. Einstein, de Broglie und Schrodinger
haben nicht aufgehort, das Unbefriedigende der statistischen
Interpretation der Quanten- mechanik zu betonen. " Dieser intellektuelle
Kampf betraf einige der grundlegendsten Fragen der gesamten
Naturwissenschaft: existieren die atomaren Objekte unabhangig von der
menschlichen Beobachtung und, wenn dies- der Fall ist, sind sie dann dem
menschlichen Verstiindnis zugiinglich? 1m groBen und ganzen kann man
sagen, daB die Kopenhagener und Gottinger Schulen (Bohr, Heisenberg,
Born . . . ) diese Fragen ziemlich pessimistisch beantwor- teten. Niels
Bohr befiirwortete beispielsweise den Gebrauch des Wortes "Phanomen" nur
zur Beschreibung einer Messung, die notwendigerweise eine vollstandige
Be- schreibung des MeBapparates mitenthielt und damit nicht das atomare
Objekt selbst, sondern seine Wechselwirkung mit dem von Menschen
gewahlten Apparate betraf.