Die zunehmende Bedeutung der physikalischen Untersuchungs- methoden für
naturwissenschaftliche Forschungen hat es mit sich gebracht, daß der
gasförmige Zustand der Materie fast ausschließlich ein Arbeitsfeld der
Physiker geworden ist. Andererseits sind die Forschungen über den festen
Zustand der Stoffe mehr und mehr den Krystallchemikern, Krystallographen
und Mineralogen zugefallen. Man hat daher gelegentlich von einer Tragik
der anorganischen Chemie gesprochen, denn ihr sei als wissenschaftliches
Arbeitsgebiet eigentlich nur noch der flüssige und gelöste Zustand der
Materie geblieben. Über die Berechtigung und die Bedeutung dieser
Ansicht läßt sich zweifellos diskutieren. Aber selbst wenn man diese
Anschauung gelten lassen wollte, so ist für den modernen Anorganiker
eine fast uner- schöpfliche Fülle von interessanten Themen und
verschiedenartigen Problemen allein in der Chemie der Flüssigkeiten und
der Lösungen vorhanden. Man muß sie nur sehen. Beiträge hierzu möchten,
so hofft der Verfasser, die in dem vorliegenden Buch besprochenen Unter-
suchungen sein. Die Monographie über die Grundlagen der Chemie in
nichtwäßrigen, aber "wasserähnlichen" Lösungsmitteln ist einerseits aus
Abhand- lungen über einschlägige Untersuchungen entstanden, die zum Teil
noch nicht veröffentlicht worden sind, andererseits aus Vorträgen und
Vorlesungen, welche im Laufe des letzten Jahrzehntes über spezielle
Bereiche des Hauptthemas vor deutschen wissenschaftlichen Ver-
einigungen gehalten worden sind. Bei diesen Gelegenheiten ist dem
Verfasser immer wieder nahegelegt worden, das gesamte Arbeitsgebiet doch
einmal im Zusammenhang darzustellen. Sein großer Umfang hat es mit sich
gebracht, daß im Rahmen einer Monographie nicht alle hierher gehörenden
Publikationen der internationalen chemischen Fachliteratur
berücksichtigt werden konnten.