Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Medizin - Sonstiges,
Note: 1,0, Universität Hamburg (Institut für Geschichte und Ethik der
Medizin), Veranstaltung: Seminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Wer als
Laie an Theologie denkt, hat in unserer Gesellschaft zumeist wohl die
christliche Theologie, die unsere Kultur so maßgeblich geprägt hat, vor
Augen. Wer in der deutschen Öffentlichkeit nur den Namen Adolf Hitlers
in den Mund nimmt, läuft zu Recht Gefahr, kritisch beäugt zu werden.
Geradezu grotesk wirkt dann die Vorstellung einer Synthese von
christlicher Theologie mit ihren Grundsätzen sowie dem Diktator Adolf
Hitler, Urheber der Vernichtung unzähliger unschuldiger Menschen. Wer an
Hitler denkt, denkt vielleicht an Weltkrieg, Massenvernichtung und
Judenverfolgung, aber sicherlich nicht an Nächstenliebe und Vergebung.
Ebenso ist die eingebürgerte Verwendung des Begriffes "Holocaust", d.h.
die von den Nationalsozialisten genannte "Endlösung der Judenfrage",
also die industrielle Vernichtung der Juden, problematisch, da dieser
Ausdruck aus der griechischen Opfermythologie kommt und ursprünglich die
rituelle Verbrennung eines religiösen Opfers bezeichnete. Aus diesem
Grund bevorzugen viele Juden den hebräischen Begriff "Shoa", der soviel
wie "Untergang, Zerstörung" bedeutet. Doch sehr bewusst habe ich die
Bezeichnung "Holocaust" im Sinne eines "vollständig verbrannten" Opfers
gewählt. Denn ich möchte genau diese Frage klären: Handelt es sich bei
der "Endlösung der Judenfrage" in Hitlers Theologie um ein religiöses
Opfer, also einen "Holocaust", oder war die Vernichtung der Juden
schlicht das politische Ziel eines Wahnsinnigen? Zur Klärung dieser
Frage werde ich mich der Theorie des Kulturanthropologen René Girards
und seiner Schriften zur Entstehung des Opfers bedienen. Schon die
einzelnen Ausdrücke "Theologie Hitlers" und "Holocaust" haben
offensichtlich eine gewisse Spannung in sich und ihre Verbindung muss
zwangsläufig provozieren. In diesem Aufsa