Am 31. Mai 1934 wurde von der ersten Bekenntnissynode der Deutschen
Evan- gelischen Kirche in Barmen-Gemarke die Barmer Theologische
Erklarung ein- stirn mig angenommen. Was bedeutet dieses Ereignis und
dieser Text fur die evan- gelische Kirche und Theologie nach sechzig
Jahren? Welche theologischen und kirchenpolitischen Folgerungen sind aus
der Barmer Synode und ihren theologi- schen Bekenntnisaussagen zu
ziehen? In einem knappen Vortrag dazu einen Dber- blick geben zu wollen
und eine Bilanz, und ware es auch nur eine Zwischenbilanz, zu ziehen zu
versuchen, ist ein verwegenes Verfangen. Langst gibt es zu zahlrei- chen
Einzelfragen umfangreiche Detailstudien. Die Wirkungsgeschichte ist auch
komplizierter, als sie sich dem oberflachlichen Blick darbietet. Vnter
der Ober- flache schlummern verborgen gegensatzliche Interpretationen.
Was wird denn eigentlich gefeiert und in Erinnerung gerufen, gedenkt man
der Theologischen Erklarung? Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher hat
im Blick auf die Feier des dreihundertjahrigen Jubilaums der
Augsburgischen Konfession 1830 erklart, gefeiert werde nur das Ereignis,
nicht der Inhalt des Bekenntnisses. ' Ware nicht solches auch im Blick
auf die Barmer Erklarung zu sagen? Zeiten eines kirchlichen
Bekenntnisses waren immer Krisenzeiten, in denen es urn kirchliche,
christliche Identitat geht. Das gilt. fur das 4. und 5. Jahrhundert, die
Zeit der Konzile von Nicaa, Konstantinopel und Chalcedon; das gilt fur
das 16. Jahrhundert, die Zeit der Bildung der reformatorischen
Bekenntnisse, des Augsburgischen Bekenntnis- ses von 1530, Luthers
Schmalkaldische Artikel (1537) und des Trienter Konzils (1545-1563).