\Zu unseren schönsten Träumen gehören angenehme Reiseerinnerungen.
Herrliche Städtebilder, Monumente, Plätze, schöne Fernsichten ziehen vor
unserem geistigen Auge vorüber, und wir schwelgen noch einmal im Genusse
alles des Erhabenen oder Anmutigen, bei dem zu verweilen wir einst so
glücklich waren. Erörterungen über Systeme von Stadtanlagen gehören
heute zu den brennenden Fragen der Zeit. Wie bei allen Zeitfragen
bewegen sich auch hier die Urteile nicht selten in den heftigsten
Gegensätzen. Im Allgemeinen aber kann beobachtet werden, dass einer
einhelligen ehrenvollen Anerkennung dessen, was in technischer Richtung
in Bezug auf den Verkehr, auf günstige Bauplatzverwertung und besonders
in Bezug auf hygienische Verbesserungen Grosses geleistet wurde, eine
fast ebenso einhellige, bis zu Spott und Geringschätzung gehende
Verwerfung der künstlerischen Misserfolge des modernen Städtebaues
entgegensteht. Damit ist auch das Richtige getroffen, denn in
technischer Beziehung wurde tatsächlich viel, in künstlerischer aber
fast nichts geleistet, und stehen den grossartigsten neuen
Monumentalbauten meist ungeschickteste Platzformationen und
Parzellierungen der Nachbarschaft gegenüber. Da schien es denn
angezeigt, einmal den Versuch zu wagen, eine Menge schöner alter Platz-
und überhaupt Stadtanlagen auf die Ursachen der schönen Wirkung hin zu
untersuchen.\ Dieses Buch über den Städte-Bau nach seinen
künstlerischen Grundsätzen stellt einen Beitrag zur Lösung moderner
Fragen der Architektur und monumentalen Plastik unter besonderer
Beziehung auf Wien dar und ist ein unveränderter Nachdruck der
Originalausgabe der dritten Auflage von 1901. Illustriert mit über 100
historischen Abbildungen.