"Ein grofJer Teil der Kunst ist die Fiihigkeit zu beobachten"
(Hippokrates; 460-377 v. Chr. ) "Indagandis sedibus et causis morborum"
steht als Widmung tiber dem von Carl VON ROKITANSKY erbauten und 1862
fer tiggestellten Pathologisch-Anatomischen Institut der Univer siHit
Wien. Ihr waren die pathologischen Anatomen der Wie ner medizinischen
Schule (DOERR 1974) seit VON ROKITANSKY tiber PALTAUF, Hanns ClllARI,
KOLISKO bis Hermann ClllARI, meinem verehrten Chef, verpilichtet, wenn
sie nicht nur zeitbedingt der Autopsie, also dem Lokalaugenschein, dem
"Tatort im Organism us," dem Erfolgsorgan, dem Geschehen und seinen
morphologischen Substraten, die zentrale Position ihrer Tatigkeit
einraumten (SCHONBAUER 1944, LESKY 1965, MEYER-STEINEGG und SUDHOFF
1928). Wie schon bei Giovanni Battista MORGAGNI, dessen Schriften "De
sedibus et causis morborum per anatomen indagatis" der vorausgestellte
Leit gedanke entstammt, waren eigene Befunde und Erfahrungen die Basis
ihrer Aussagen, einer nicht trotz, sondern vielleicht gerade wegen ihrer
stark gestaltlichen Ausrichtung sehr der klinischen Medizin
aufgeschlossenen und zugewandten pa thologischen Anatomie. Aus dieser
Tradition soIl es uns gelin gen, dem Kliniker auch he ute noch neben der
Autklarung des klinischen Einzelfalles bestimmte Krankheitsbegriffe als
Er gebnis speziell pathologisch-anatomischer Erfahrungen je weils den
veranderten Umweltsbedingungen angepaBt neu zu definieren - ein Auftrag
wie ihn Wilhelm DOERR 1974 flir die Pathologen unserer Zeit sieht. Ihm
verdanke ich die Anre gung zu dieser Monographie. Institute und Zentral-
und Schwerpunktskrankenhauser eroffnen unter anderem die Moglichkeit der
Erfassung und Auswertung des nicht selektierten individuellen Krankengu
tes einer Region."