Wie lässt sich die unwahrscheinliche Institutionalisierung der
Empirischen Bildungsforschung in Deutschland erklären? Aus Perspektive
einer institutionalistischen Wissenschaftssoziologie beleuchtet Enno
Aljets die Interdependenzen zwischen Wissenschaft und Politik. Er
analysiert, wie sich in den 1990er Jahren ein Tauschgeschäft etablieren
konnte, bei dem die Wissenschaft hohe Autonomie und umfangreiche
Forschungsressourcen erhielt und der Politik im Gegenzug anwendbares
"Steuerungswissen" für eine "evidenzbasierte Bildungspolitik" in
Aussicht gestellt wurde. In der Folge entwickelten sich vielfältige
Strukturdynamiken, die der Autor hinsichtlich ihrer Wechselwirkungen in
verschiedenen Akteurkonstellationen untersucht. Erst diese analytische
Rekonstruktion im Zeitverlauf verdeutlicht, wie sehr der rasche Aufstieg
auch von kontingenten Bedingungen und transintentionalen Effekten
abhängt.