Aus den klinischen Vorbefunden ergibt sich eine Reihe von Fragen, die
sich zu drei Berei chen zusammenfassen lassen. Der erste Fragenbereich
betrifft die Widerspriichlichkeit der bisherigen Befunde zur
Dauerbeurteilung Depressiver. Auffallige Ergebnisse - vor allem in Form
von Uberschatzungen der Dauer - wurden nur in einem Teil der Studien
festgestellt. Unklar ist, inwieweit sich dies auf quantitative oder
qualitative Merkmale der Depression bzw. auf Medikationseinfliisse
zuriickfiihren laBt. Zur Abklarung dieser Fragen erscheint vor allem ein
verbessertes methodisches Vorgehen notwendig, d. h. die Erhebung
entsprechender Variablen und Untersuchungsplane, die diesbeziigliche
inter- bzw. intraindividuelle Verglei che zulassen. Der zweite
Fragenbereich betrifft den EinfluB situativer Anforderungen. Die
bisherigen Ergebnisse lassen offen, ob Auffalligkeiten der
Dauerbeurteilung Depressiver all gemein oder situationsspezifisch
auftreten, d. h. in Abhangigkeit von den Anforderungen, die sich aus
Dauer, Inhalt bzw. Beurteilungsmodus eines Intervalls ergeben. Die
Untersuchung dieses Fragenbereichs erfordert die vergleichende Erhebung
von Dauerbeurteilungen fiir Intervalle mit unterschiedlichen
Anforderungsbedingungen. Der dritte Fragenbereich betrifft die mangelnde
Ubereinstimmung zwischen Aussagen Depressiver zur erlebten Geschwindig
keit des Zeitablaufs und ihren Dauerbeurteilungen vorgegebener
Intervalle. Moglicherweise laBt sich dies darauf zuriickfiihren, daB
Dauerbeurteilungen Depressiver bisher ohne hin reichende
Beriicksichtigung situativer Einfliisse erhoben wurden. Hinweise hierzu
ergeben sich somit aus der Untersuchung des zweiten Fragenbereichs.
Andererseits wurde vermutet, daB beide MaBe unterschiedlich sensibel
sind fUr Antworttendenzen, die mit depressivem Affekt einhergehen (Bech,
1975; Hawkins et aI., 1988). Dieser Vermutung laBt sich durch die
Erhebung beider MaBe fiir dieselben Intervalle nachgehen."