Es ist für die Gerda Henkel Stiftung eine besondere Freude gewesen, daß
sie Herrn Bittel für eine Gerda Henkel Vorlesung über ein zentrales
Thema seiner Forschungen gewinnen konnte. Gehört er doch zu den
Archäologen, die nicht nur bedeutende Einzelfunde gemacht haben; es ist
ihm gelungen, einen entscheidenden Beitrag zur Entdeckung einer ganzen
Kultur zu leisten, der Kultur der Hethiter. Über Jahrhunderte war von
diesem Volk im Grunde nur sein Name bekannt, der im alten Testament
erwähnt wird. Noch vor 100 Jahren wußte man kaum näheres von diesem Volk
und seiner Kultur. Heute steht die Geschichte dieses Staates im 2.
Jahrtausend v. Chr. in ihren wesentlichen Zügen deutlich vor uns. Wir
sehen das Hethiterreich als einen der Staaten, die in jener Epoche
zusammen mit Ägypten und Babyion ein »Konzert der Großmächte" bildeten,
aus deren Beziehungen auch die ersten Anfänge eines Völkerrechts sich
herausbilden konn- ten. Erst damit ist unser Bild vom alten Orient
vollständig geworden. Herr Bittel hat einen entscheidenden Anteil an
dieser Erweiterung unseres geschichtlichen Wissens. Der hier
veröffentlichte Vortrag zeigt diese Fortschritte in exemplarischer
Weise. 1834 wurde die Statue des hethitischen Herrschers, von dem sein
Vortrag handelt, noch als geheimnisvolle Statue eines Sultans gezeigt.
Der Vortrag kann nun das Bild eines individuellen hethitischen
Herrschers, einer bestimmten historischen Figur, entwickeln - eines
bedeutenden und eines bau- freudigen Regenten, der zwischen 1250 und
1220 v. Chr. regiert hat. Der Vortrag zeigt dem Leser damit die
bewundernswerten Leistungen, welche die Disziplin, der Kurt Bittel sein
Leben gewidmet hat, vollbringen konnte.