Besorgnis ist sicherlich eines der Motive, warum die Einstellung junger
Menschen zu politischen Vorgängen immer wieder im Mittelpunkt öf-
fentlichen Interesses steht. Es ist die Sorge darüber, daß die noch
junge Tradition der Demokra- tie nicht mehr selbstverständlich an die
kommenden Generationen wei- tergegeben wird und daß über 50 Jahre nach
dem Ende des 3. Reiches ei- ne nicht mehr selbst erfahrene
geschichtliche Lehre auch kaum noch vermittelt werden kann. Schlagzeilen
über Rechtsextremismus und Poli- tikverdrossenheit lassen Jugendliche
heute zunehmend als Problemgruppe erscheinen. Diese Veröffentlichung
bietet ein Beispiel für ein von Schülerinnen in- itiiertes Projekt,
welches den Anspruch hat, das demokratische, politische Bewußtsein bei
Jugendlichen anzusprechen und gleichzeitig eine Situati- onsbeschreibung
ihrer Einstellungen und Meinungen zu gewinnen. Der Versuch der
Landesschülerinnenvertretung (LSV), in Sachsen-Anhalt eine solche
flächendeckende Abstimmung unter dem Motto "So wählen wir 98"
eigenverantwortlich durchzuführen, kann angesichts der respektablen Be-
teiligung als geglückt betrachten werden. Dabei war es den Organisatoren
wichtig, besonders das Interesse der Schülerinnen anzusprechen. Nach
Abschluß der Zählungen, Befragungen und Berechnungen ist dies der
geeignete Rahmen, die ausgewerteten Ergebnisse der Schüler- wahlen '98
der interessierten Leserinnenschaft vorzustellen. Gerade den
parteilichen und überparteilichen Jugendpolitikerinnen hoffen wir, hilf-
reiche Erkenntnisse zu vermitteln. Zu sachgerechter Nachahmung fordert
die Landesschülerinnenvertre- tung Sachsen-Anhalts ausdrücklich auf.
Dazu werden in Kapitel 3 einige Anregungen zur Verwendung im Unterricht
oder in Workshops geboten. 7 Ferner will diese Publikation ein
öffentliches Bewußtsein für politi- sche Standpunkte bzw. Einstellungen
unter Minderjährigen und deren Äußerung, die "demokratischen Vor-Laute",
wecken.