Die Frage, ob der Mensch nun einen autonomen freien W- len hat oder
nicht, ist seit Jahrhunderten ein zentraler D- kussionspunkt zwischen
Geistes- und Naturwissenschaft. Allerdings: Wenn ich Bekannte frage,
sind sie ohne Ausnahme von der Freiheit ihres Willens überzeugt. Ist der
Widerspruch gegen dieses allgemeine Votum nur eine Spitz ndigkeit der
Neurowissenschaft? Oder gar ein Fehlschluss? Mich hat die Frage als
Student gelegentlich beschäftigt. - mals machte mein Vater mit mir meist
am Sonntagnachm- tag einen langen Waldspaziergang. Ausführlich p egten
wir Probleme, die in der Woche aufgefallen waren, zu diskutieren, und so
auch dieses. Mein Vater, der neben Zoologie außerdem Philosophie
studiert hatte, verteidigte eine metaphysische Sphäre im Menschen. Ich
argumentierte aus der Warte des Medizinstudenten wohl etwas hart, wenn
ich dem gegenüber den Menschen samt seinem Denken und Fühlen als das a-
schließliche Produkt der Evolution sah. Später in meinem Beruf als
Chirurg blieb ich einfach dabei, die mechanistische Theorie von der
Funktionsweise der - neren Organe, mit denen ich es zu tun hatte, auf
den ganzen Menschen und damit auf alle Hirnfunktionen auszudehnen.