In den letzten Jahren hat eine Verlagerung des Einsatzes von
Rechenanlagen von der Daten- zur Wissensverarbeitung eingesetzt. Wah
rend Daten, vereinfacht gespro- chen, im wesentlichen durch
alphanumerische Zeichenfolgen reprasentiert werden, die zum Beispiel in
Feldern und Records strukturiert sind und die bestimmte isolierte
Eigenschaften eines Problemkreises enthalten, versteht man unter Wissen
vielfaltig miteinander assoziierte reichhaltige symbolische Strukturen,
die in expliziter Form die relevanten Fakten und Handlungsanweisungen
eines komplexen Problemkreises reprasentieren. Wissensverarbeitung
umfa6t den Erwerb, die Reprasentation und die Nutzung des zur Losung
eines bestimmten Aufgabenkomplexes erforderlichen deklarati- yen und
prozeduralen Wissens. Ganz entsprechend haben in der Mustererkennung die
Wissensverarbeitung und die wissensbasierten Systeme zur Bild- und
Sprachanalyse zunehmendes Interesse gefunden, letztlich deshalb, weil
den gestiegenen Anforderun- gen an mustererkennende Systeme nur so
entsprochen werden kann. In der hier von Herrn Sagerer vorgelegten
Dissertation wird ein realisiertes und einsatzfahiges wissensbasiertes
System zur diagnostischen Interpretation nuklear- medizinischer
Sequenzszintigramme des schlagenden menschlichen Herzens beschrieben. An
dem relativ umfangreichen System haben mehrere Personen gearbeitet. Der
wesentli- che Beitrag des Autors ist die Entwicklung und Realisierung
eines allgemein nutzba- ren und leistungsfahigen Formalismus zur
Wissensreprasentation, die Erarbeitung, Strukturierung und Eingabe des
fur den erwahnten Problemkreis erforderlichen Wissens, die Realisierung
eines ebenfalls allgemein einsetzbaren modellgetriebenen Kontroll-
algorithmus auf der Basis des A*-Graphsuchalgorithmus sowie schlie6lich
die Integra- tion der entwickelten Moduln zu einer ersten lauffahigen
Systemversion. Abgesehen von der Systemrealisierung liegt auf den
erwahnten Punkten der chwerpunkt der Dar- stellung.