Zum Skulpturenschmuck der romischen Villa von Chiragan/Haute Garonne
gehort eine Gruppe von Reliefarbeiten mit mythologischen Themen, die als
geschlossener Auftrag von Bildhauern aus Aphrodisias in Kleinasien
ausgefuhrt worden sein muss. Zugehorige Portrats machen die Herstellung
dieses Skulpturenkomplexes im 4. Jh. n.Chr. wahrscheinlich. Er ist damit
eines der seltenen Beispiele spatantiker Villenausstattung. Zugleich
bestatigt er die umstrittene spate Entstehung anderer mythologischer
Skulpturen aus Aphrodisias. Durch ein spezielles Repertoire an Formeln
und Gattungen schliessen sich weitere Fundstucke aus allen Teilen des
romischen Reiches an, die wegen ihrer unterschiedlichen handwerklichen
Ausfuhrung jedoch nicht mehr allein mit Aphrodisias zu verbinden sind.
Sie erweisen sich als Reprasentanten der weitgehend verlorenen
spatantiken Kunst von Konstantinopel, fur deren Charakter
kleinasiatische Werkstatttraditionen bestimmend waren. Die Ergebnisse
der Untersuchung unterstreichen die Aktualitat heidnischer Thematik in
der Spatantike und zeichnen ein verandertes Bild vom formalen Spektrum
dieser Kunstepoche.