Die Entwicklung einer spezifischen Metallurgie des Magnesiums bis zur
Verwert- barkeit dieses leichtesten Gebrauchsmetalls (spezifisches
Gewicht 1,7) ging prak- tisch ausschlieBlich in der deutschen Chemischen
Industrie vor sich und bleibt verbunden mit den Namen der beiden
bedeutendsten Pioniere G. PrSTOR und A. BECK [1] sowie ihren
Mitarbeitern im Werk Bitterfeld der ehemaligen IG- Farbenindustrie,
insbesondere G. SIEBEL [2]. DaB Magnesium als extrem unedles Metall
überhaupt technisch verwendbar wurde, ist das Ergebnis vor allem von
vier erfolgreich gelösten Problemen chemischer Natur: 1. Gewinnung eines
weitgehend verunreinigungsfreien Rohmetalls durch ge- eignet geleitete
SchmelzfluB-Elektrolyse, 2. Beherrschung der Brandgefahr im
GieBereibetrieb durch GieBen des flüssigen Metalls unter einer
Atmosphäre von Schwefeldioxid, 3. Entwicklung eines Raffinations-Salzes
zum Beseitigen von nichtmetallischen Verunreinigungen bzw. zur
Vermeidung ihrer Neubildung und 4. entscheidende Verbesserung der
Korrosionsfestigkeit durch die Erkenntnis des äuBerst ungünstigen
Einflusses von kleinen hetero genen Eisenpartikeln und Entwicklung eines
Verfahrens zur Erniedrigung der Eisenkonzentrationen auf Gehalte unter
0,002%, d. h. Gehalte an Verunreinigungen, wie sie heute bei
Transistorenmetallen verlangt werden. Nachdem 1953 das alliierte Verbot
zur Herstellung von Magnesium-Metall in Deutschland wieder aufgehoben
war, stellte sich der deutschen Chemischen Indu- strie von neuem die
Frage, welche Wege zur Weiterentwicklung der Magnesium- Metallurgie
beschritten werden sollten bzw. könnten.