Die BRD ist seit Jahrzehnten de facto ein Einwanderungsland. Die
Probleme interkultureller Erziehung gehören daher schon lange zum
pädagogischen Alltag in Einrichtungen der öffentlichen Erziehung, in
Beratungsstellen und in anderen Einrichtungen der Jugendhilfe. Dennoch
ist die Gestaltung der multikulturellen Gesellschaft ebensowenig
gelungen wie die Umsetzung von Konzepten interkultureller Erziehung. Die
politische Integration der Migranten hat noch nicht stattgefunden, und
die meisten ausländischen Familien fühlen sich - obwohl z. T. schon seit
Jahrzehnten in der BRD zu Hause - immer noch nicht heimisch. In diesem
Band werden psychoanalytisch-pädagogische Zugänge zu
Migrationserfahrungen und ehtnischer Unterschiedlichkeit in
verschiedenen pädagogischen Arbeitsfeldern diskutiert. Die
psychoanalytische Reflexion der individuellen und der sozialen Folgen
sowie der Verarbeitungsformen von Fremdheitsgefühlen gibt Impulse für
ein differenziertes pädagogischens Verständnis interkultureller
Beziehungsprozesse sowie zur Entwicklung von neuen pädagogischen
Handlungsmöglichkeiten. Das Buch ist der erste größere Versuch der
Vertreter Psychoanalytischer Pädagogik, sich mit dem Thema
Interkulturelle Erziehung zu befassen und die Möglichkeiten
psychoanalytischer Reflexion für die entsprechenden Probleme fruchtbar
zu machen. Dabei entstehen aus dem szenischen Verständnis von
Beziehungsprozessen ganz andere Ideen als die in den üblichen, meist
fruchtlosen pädagogischen Handlungsroutinen.