Störungen der Hämostase spielen in der Pathogenese der verschie- densten
Krankheitsbilder eine Rolle. Dabei sind es nicht nur throm- botische
Verschluß-Syndrome im arteriellen oder venösen Schenkel des Kreislaufs
oder die angeborenen und erworbenen hämorrha- gischen Diathesen, die in
der klinischen Symptomatik evident die Kenntnisse der Zusammenhänge
fordern. Die Ergebnisse der For- schung der letzten 30 Jahre haben bei
der Aufklärung des Systems der plasmatischen und zellulären Komponente
der Blutstillung ge- zeigt, daß in enger Beziehung zur Gefäßwand früher
ungeahnte Wechselwirkungen zur Integrität des Gefäßes selbst in der
Makro- und Mikrozirkulation bestehen. Fördernde und hemmende Fakto- ren
garantieren in einem ständig fein aufeinander abgestimmten Wechselspiel
zum Gefäß und seinen Schichten die Funktion der Gefäßwand als
Grenzfläche, am Beginn der Transitstrecke von der Zirkulation zum
Stoffwechsel, von Zelle und Gewebe. Erkenntnisse über Struktur und
Funktion von Transportstoffen gehen genauso in die Physiologie und
Pathophysiologie der Gefäßwandschranke ein wie die Aufklärung der
nervalen und humoralen Kontrolle und ihrer Rezeptorrnechanismen. In der
Pathogenese der mannigfaltigsten Funktionsstörungen werden Veränderungen
des hämostatischen Gleichgewichts zum entscheidenden Bindeglied für das
Verständnis, versprechen neue therapeutische Ansätze. Schock, Sepsis,
Entzün- dung, Organversagen, Tumormetastasierung werden heute genauso
wenig ohne die Kenntnisse der Hämostase zu verstehen sein wie
lokalisierte Gefäß-Schäden bis hin zur Arteriosklerose mit all ihren
Folgen. So ist Hämostase im weitesten Sinne ein interdisziplinäres
Anliegen, welches über die reinen Spezialisten hinaus theoretische
Forschung und klinische Praxis angeht. V Mit dem vorliegenden Buch hat
F. R. Matthias den geglückten Ver- such unternommen, das Wissen zu
ordnen.