Dieses Buch untersucht im Rahmen der Framing-Theorie, wie
Nachrichtenmedien soziale Themen und Ereignisse konstruieren und dadurch
bestimmte Wahrnehmungen vermitteln. Durch die Operationalisierung des
medialen Framings als Interpretationsprozess durch Problemdefinition,
Ursachendiagnose, moralische Wertung und Lösungsvorschläge schlägt das
Buch einen systematischen und transparenten Ansatz für Bilder im
Nachrichtendiskurs vor. Auf der Grundlage einer Frame-Analyse wird
untersucht, wie deutsche Nachrichtenmedien eine Liste von Themen und
Ereignissen mit China-Bezug rahmen und dadurch bestimmte Überzeugungen
und Meinungen über dieses Land vermitteln. Darüber hinaus wird
untersucht, ob es dominante Deutungsmuster gab und inwieweit
unterschiedliche Sichtweisen erkennbar waren, indem zwei große
Tageszeitungen mit gegensätzlicher politischer Ausrichtung - die FAZ und
die taz - verglichen werden.
Angeregt durch die Beziehung zwischen Bild und Wirklichkeit, untersucht
das Buch die Entstehung und das Fortbestehen von Bildern anhand der
medialen Konstruktion von Bedeutung und der menschlichen kognitiven
Komplexität bei der Wahrnehmung anderer. Medien wählen bestimmte Themen
und Ereignisse aus und interpretieren sie dann aus bestimmten
Perspektiven. Eine Vielzahl professioneller und nicht-professioneller
Faktoren, die hinter der Nachrichtenproduktion stehen, können zu
verzerrten Darstellungen führen. Darüber hinaus können aus
sozialpsychologischer Sicht ungenaue Wahrnehmungen fremder Kulturen
durch kategorisches Denken, verzerrte Verarbeitung von
Stimulusinformationen, Interessenkonflikte zwischen Gruppen und
Bevorzugung der eigenen Gruppe entstehen.
Dementsprechend geht es in diesem Buch nicht in erster Linie darum, ob
die Medienberichterstattung von der Realität abweicht, sondern vielmehr
um die zugrunde liegende Logik, auf der die Schlussfolgerungen und
Urteile beruhen. Es trägt daher zu einem rationalen Verständnis des
westlichen Diskurses bei und hat praktische Auswirkungen sowohl auf die
chinesische öffentliche Diplomatie als auch auf eine konstruktivere
Rolle der Nachrichtenmedien bei der Förderung des Verständnisses für
andere.