Ais sich die Betriebswirtschaftslehre um die Jahrhundertwende in eigens
gegrun- deten Handelshochschulen zu etablieren begann, war die
National6konomie liingst eine weithin anerkannte akademische Disziplin.
Diese Ausgangssituation forderte f6rmlich dazu auf, die
Existenzberechtigung des neuen Fachs mit Hinwei- sen auf ein klar
abgrenzbares Anliegen zu untermauern. DaB die Entwicklung der beiden
Wirtschaftswissenschaften zuniichst auf Trennung angelegt war, lag aber
auch an den damals in der deutschen National6konomie vorherrschenden
Denk- weisen. Vor diesem Hintergrund kam es zu der aus heutiger Sicht
schwer ver- stiindlichen Unterscheidung Schmalenbachs zwischen einer
philosophisch orien- tierten "Wissenschaft" (NationaI6konomie) und einer
technologisch ausgerichte- ten "Kunstiehre" (Betriebswirtschaftslehre,
die damals allerdings noch Handels- betriebs-oder Privatwirtschaftslehre
hieB). Spiiter wurde Gemeinsames betont. Seitens der National6konomie
kann hier beispielsweise Erich Schneider genannt werden, der 1947 von
"grundlegenden Anderungen" sprach, die die Wirtschaftstheorie in den
vorangehenden zwanzig Jahren erfahren habe und im AnschluB daran
feststellt: "Die Einheit der Wirt- schaftstheorie, von vielen Forschern
seit langem erstrebt und gefordert, ist heute Wirklichkeit geworden.
Preis-, Geld-, Konjunktur-, Finanztheorie und Betriebs- wirtschaftslehre
sind in einer groBen umfassenden Wirtschaftstheorie aufgegan- gen. Die
Theorie hat dadurch nicht nur an Wirklichkeitsniihe gewonnen, sondern
auch eine Leistungsfiihigkeit erreicht, deren Bedeutung fur die
praktische Wirt- schaftspolitik von Tag zu Tag offenkundiger wird"'. Und
seitens der Betriebswirt- schaftslehre war es kein geringerer als Erich
Gutenberg, der den neoklassischen Denkmethoden in der Disziplin zum
Durchbruch verhalf, von denen sich Erich Schneider die Integration
versprach.