(1) Von Steuermoral ist in der Diskussion über Steuern oft die Rede.
Insbe- sondere die Deutsche Steuer-Gewerkschaft und Autoren aus der
Finanzver- waltung pflegen über die schlechte Steuermoral vieler Bürger
zu klagen. Der Bund der Steuerzahler und Steuerberater pflegen zu
entgegnen, daß eine schlechte Steuermoral auch der Reflex einer
schlechten Besteuerungsmoral des Staates sei, daß die eine Erscheinung
mit der anderen einhergehe. ! Statt von Steuermoral wird synonym auch
von Steuerethik gesprochen oder auch mit einem Doppelwort vom
ethisch-moralischen Zustand des Steuer- wesens. Da sich terminologische
Differenzen auch in der Literatur zur Ethik oder Moralphilosophie
finden, ist es angezeigt, zunächst den eigenen Sprach- gebrauch
klarzustellen: Danach ist Ethik als Disziplin der Philosophie die
Theorie, die Prinzipien oder Regeln für moralisches Handeln aufstellt.
Ent- spricht ein Handeln den Prinzipien der ethischen Theorie, so ist es
moralisch oder moralgerecht. Läuft ein Handeln diesen Prinzipien
zuwider, so ist es unmoralisch oder moralwidrig. Die Steuerethik ist
dementsprechend die Theorie vom besteuerungsmoralischen Handeln der
Staatsgewalten - der Legislative, der Exekutive und der Judikative -
sowie vom steuermoralischen 2 Handeln der Steuerbürger.