Statius gilt mit Recht einerseits als sehr experimentierfreudiger,
andererseits als sehr visuell veranlagter Autor. Nicht von ungefahr
finden sich unter seinen Silvae eine Reihe von Gedichten, die, oft in
beschreibendem Gestus, visuell Wahrnehmbares wie Ortlichkeiten oder
bildliche Darstellungen zum Hauptgegenstand haben und versuchen, das
poetische Potential solcher Materien (silvae) auszuloten. Das Buch
zeichnet diesen Auslotungsprozess anhand dreier motivisch definierter
Gedichtgruppen (Panegyrik, Villengedichte, Spiegelmotivik) nach: Welche
Mechanismen lassen in den einzelnen Gedichten den textimmanent
entworfenen Raum bzw. ein textimmanent entworfenes Bild zur Heterotopie
im Foucaultschen Sinne, und das Gedicht selbst zum textlichen Aquivalent
des Geschilderten werden? Der Bogen der Moglichkeiten reicht dabei von
der Entwicklung neuartiger Interpretationsstrategien fur Bauwerke und
Bauensembles wie die romischen Fora, den Kaiserpalast oder eine
neugebaute Strasse (silv. 1, 1 und 6; 4, 1-3) uber Experimente zur
Nachzeichnung der Art und Weise, wie raffiniert gebaute Villen
wahrgenommen werden (silv. 1, 3 und 2, 2) bis zu poetisch und
poetologisch komplexen Spielen mit Spiegelungsphanomenen (silv. 2, 3 und
3, 4).