\Nackt wird der Mensch geboren, der Lebende aber bekleidet sich. Diese
Erfahrung ist merkwürdig, weil sie die Natur, von der wir annehmen, daß
sie sinnvoll und zweckmäßig schafft, auf einem Widerspruch mit sich
selbst zu ertappen scheint. Die Natur gab allen höheren Tieren Kleider
von so vorzüglicher Beschaffenheit, daß sie in Klimaten mit stark
wechselnden Temperaturen automatisch auf diese Rücksicht nehmen.\
[...] Dem Kulturhistoriker Max von Boehn (1860-1932) gelang mit diesem
Buch ein Klassiker zum Thema Kleidung und Mode. Historisch führt sein
Buch von der Nacktheit des Menschen in der Urzeit, über die Entwicklung
unterschiedlicher Kleidungsstücke und Herstellungstechniken bis zur
Entstehung der modernen Modeindustrie und den Reformbewegungen der
Neuzeit. Dabei fließen auch ethnologische Erkenntnisse aus allen Teilen
der Welt ein. Der Autor geht auf die repräsentativen und psychologischen
Aspekte von Schmuck, Färbung, Tätowierung und Körperdeformierung ein und
beschreibt ästhetische Gesichtspunkte der Schneiderkunst. Selbst
Verfechter der Reformkleidung, schließt der Autor mit einem Kapitel über
die Reformbewegungen zum Thema Mode. Illustriert mit 135 Abbildungen.
Der Verlag der Wissenschaften verlegt historische Literatur bekannter
und unbekannter wissenschaftlicher Autoren. Dem interessierten Leser
werden so teilweise längst nicht mehr verlegte Werke wieder zugängig
gemacht. Das vorliegende Buch ist ein unveränderter Nachdruck der
historischen Originalausgabe von 1918.