Nach den radikalisierenden Materialschlachten des Ersten Weltkrieges
begann die auswärtige Kulturpolitik in Deutschland allmählich wieder an
Bedeutung zu gewinnen. Nur war die Karikatur des "träumerischen
deutschen Michels" der eines "säbelrasselnden Offiziers mit Pickelhaube"
gewichen. Der deutschen Wissenschaft fiel es nach dem Ende des Krieges
schwer, in den wieder aufgebauten transnationalen Strukturen Fuß zu
fassen. Aus diesem Grund wurde die Institutionalisierung des
internationalen wissenschaftlichen Austausches zum probaten Mittel
deutscher Kulturpolitik. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit
nationalsozialistischer Außenpolitik produzierte Kontroversen zwischen
Historikern und ehemaligen Staatsdienern. Ein aktuelles Beispiel
lieferte die "Unabhängige Historikerkommission - Auswärtiges Amt", die
vom ehemaligen Außenminister Joschka Fischer (B'90/Grüne) berufen wurde.
Die Kommission veröffentlichte im Oktober 2010 ihre
Forschungsergebnisse: "Das Amt und die Vergangenheit". Die vorliegende
Arbeit wird aber weder eine Rezension dieses Werkes darstellen noch an
die engeren Forschungsziele der Kommission in Bezug auf die Billigung
und Mithilfe deutscher Diplomaten am Holocaust anknüpfen. Dennoch ist
diese Arbeit vom Geiste eben jener Historikerkommission beseelt und
versucht, die institutionellen Vorgänger des heutigen Akademischen
Auslandsamtes in Heidelberg (AAA) zur Zeit und unter dem Einfluss des
Nationalsozialismus zu beleuchten. Hierbei ist es notwendig, die
Zusammenarbeit der verschiedenen Ausländerbetreuungsstellen mit
Rektorat, Reichsführung und Deutschem Akademischen Austauschdienst
(DAAD) herauszuarbeiten. Zum Begriff der "Ausländerbetreuung" ist zu
sagen, dass er in der vorliegenden Arbeit nicht nur die reale Betreuung
in Form von Unterricht, Unterkunft und Unterhaltung umfasst. Vielmehr
soll im Besonderen die Genese einer ideologisch-beeinflussten
Amtsstruktur und einerdaraus entstehenden Problematik dargestellt
werden. Diese Arbeit basiert z