Erst mit jahrzehntelanger Verspätung kamen die Belange ehemaliger
Heimkinder in den Fokus von Politik und Öffentlichkeit, sodass in Folge
des Runden Tisches Heimerziehung auch in Bayern eine Anlauf- und
Beratungsstellen für ehemalige Heimkinder eingerichtet wurde. Die
vorliegende Studie weist nach, dass die Arbeit der bayerischen Anlauf-
und Beratungsstelle insgesamt einen wirksamen und nachhaltigen Beitrag
zur Unterstützung ehemaliger Heimkinder und zur Aufarbeitung ihres
Schicksals leistete. Dies vor dem Hintergrund eines bislang noch nicht
bekannten und in diesem Buch nachgewiesenen Ausmaßes an
Vernachlässigung, Misshandlung und sexualisierter Gewalt in Kinderheimen
zwischen 1949 und 1975. Systematische biografische Rekonstruktionen
ermöglichen darüber hinaus umfassende Einblicke in die gesundheitlichen,
sozialen und beruflichen Auswirkungen dieser frühen Schädigungen auf das
gesamte Leben der betroffenen Frauen und Männer, wobei aber auch deren
Überlebensressourcen erkennbar werden. Diese Aufarbeitungsstudie stellt
auch eine Mahnung an die gegenwärtige stationäre Kinder- und Jugendhilfe
dar, indem sie alle Formen von Gewalt, Vernachlässigung und
Machtmissbrauch in ihren zerstörerischen Wirkungen auf die betroffenen
jungen Menschen in beklemmender Weise beschreibt.