Die Debatte uber die wissenschaftliche Ausbildung von Journaliste- zu
Beginn dieses Jahrhunderts von Altvorderen der Publizistikwissen schaft
wie Emil Lobl und Kar! Bucher eroffnet - wird in der Bundes republik
seit einigen Jahren wieder heftig gefuhrt. Vor allem die Ein sicht in
die zunehmende Komplexitat gesellschaftlicher Beziehungen und
widerspruchlicher Interessen, uber die der Journalist zu berichten hat,
verstarkte den Trend zur Verwissenschaftlichung der Kommuni
kationsberufe. In den medienpolitischen Konzepten der Parteien aber hat
sich die se Entwicklung bislang kaum niedergeschlagen. Die "Leitlinien
einer 1 liberalen Medienpolitik" der FDp befassen sich in insgesamt
sechs Satzen noch am ausfuhrlichsten mit dem Ausbildungsproblem: Als
Lernorte fur die kunftigen Journalisten werden Universitaten und Hoch
schulen anvisiert; eine "Verknupfung zwischen theoretischer Ausbil dung
und praktischer Tatigkeit in den Redaktionen" wird fur "unab dingbar"
gehalten. Der SPD-Parteivorstand empfiehlt nur "Modellein richtungen fur
die journalistische Aus- und Weiterbildung u. a. im Ge
samthochschulbereich, 2. Die CDUjCSU begnugt sich mit der Aufli stung
der bestehenden Zugangswege zum Journalistenberuf (Volon tariat,
Journalistenschule, Studium). 3 Auch die Bundesregierung hat sich in
ihrem "Bericht uber die Lage von Presse und Rundfunk in der
Bundesrepublik Deutschland (1974)" mit dem Problem der
Journalistenausbildung befasst, ohne jedoch fur klare Reformkonzepte zu
votieren. Der Einsicht, dass "die Aus- und Fortbildungsvoraussetzungen
fur Journalisten verbessert werden mus sen, 4, sucht die Regierung durch
die Vergabe von Forschungsauftra gen und durch die Mitfinanzierung von
Modellversuchen zur J ourna listenausbildung gerecht zu werden."