Oliver Winkler zeichnet in dieser Studie nach, wie sich die
Durchlässigkeit im deutschen Bildungssystem entwickelt hat. Anhand von
Daten des Nationalen Bildungspanels untersucht er, wie sich der Einfluss
der sozialen Herkunft beim vorzeitigen Abgang vom Gymnasium und beim
Nachholen des Abiturs zwischen Schülerkohorten verändert. Ähnlich wie
beim Übergang von der Grundschule in weiterführende Schulformen finden
sich auch bei diesen bislang wenig beforschten Übergängen
schichtspezifische Ungleichheiten. Der Schülerkohortenvergleich zeigt,
dass es durch erhöhte Durchlässigkeit jedoch zu einem leichten Abbau von
Schichtungleichheiten kommt. Die weitere Karriere der nachträglichen
Abiturienten charakterisieren sie als "vorsichtige" Aufsteiger. Die
Öffnung des Bildungssystems kann im Ergebnis als "pfadkonformer"
Reformkompromiss gedeutet werden, der Bildungsgang und Bildungsabschluss
entkoppelt, aber gleichzeitig an Mehrgliedrigkeit und früher Selektion
festhält.