Kulturen finden ihren Ausdruck nicht nur in gesellschaftlichen
Normsetzun- gen und Werthaltungen, sondern auch in den jeweiligen
Strukturen und Funktionen von Organisationen und Institutionen einer
Gesellschaft. Aus- tauschprozesse auf dem Arbeitsmarkt, das Ausmaß der
Formalisierung, Stan- dardisierung und Spezialisierung von
Arbeitsaufgaben, der Zuschnitt von horizontalen und vertikalen Karrieren
sind immer auch an Regeln gebunden, die gesellschaftliche Anerkennung
finden. Betriebliche Leistungsanforderun- gen und Karrierestrukturen
enthalten Mitgliedschaftsentwürfe und Erwar- tungsmuster, in denen sich
gesellschaftsspezifische Wertvorstellungen und Teilnahmeregeln
widerspiegeln. Die Bildungs- und Arbeitsstrukturen in Deutschland sorgen
noch immer dafür, daß sich die Mitgliedschaftsentwürfe der
Ausbildungsabsolventen im Spannungsfeld zwischen Berufszentrismus und
Betriebszentrismus eher an der Berufs- als an der Betriebszugehörigkeit
orientieren; Karrieren sind we- sentlich an den Nachweis beruflicher
Kompetenzen und an die Kontinuität beruflicher Tätigkeiten gebunden.
Dagegen leiten japanische Absolventen ihre Identität wesentlich stärker
von den Chancen des innerbetrieblichen Sta- tuserwerbs ab. Die enge
Verknüpfung von Statuskarriere und Lernkarriere sichert die
organisatorische Effizienz betriebsinterner Selektion und Alloka- tion,
den Wettbewerbscharakter innerbetrieblicher Aufstiegsprozesse und die
Lern- und Arbeitsmotivation der Beschäftigten. Dieser Anreizcharakter
der Karrierestrukturen japanischer Unternehmen steht im Mittelpunkt der
vorlie- genden Studie. Sie fragt nach dem Zusammenhang von
Qualifizierung und innerbetrieblichem Aufstieg, der internen Logik
betrieblicher Karrieresysteme und der Tragfähigkeit dieser Systeme vor
dem Hintergrund veränderter öko- nomischer und sozialer
Rahmenbedingungen. Angelika Ernst setzt mit dieser Untersuchung ihre
bisherigen Forschungs- arbeiten zur japanischen Arbeitsmarkt- und
Beschäftigungspolitik fort. Vor allem ihre segmentationstheoretischen
Analysen des japanischen Arbeits- marktes (vgl. Ernst 1986) und ihre
Untersuchung zur Beschäftigungsanpas- sung japanischer Unternehmen in
Rationalisierungs- und Krisenphasen (vgl.