VI mehr Zeit, Sorgfalt und minutiose Arbeit verwendet, als es dem Un-
beteiligten im ersten Moment notwendig erscheinen konnte. Die
Vermittlung von Wissensstoff kommt fUr uns erst in zweiter Linie in
Frage. Vor allem mochten wir die richtige Einstellung des Lesers, eine
gewisse Disziplin seines Denkens fordern, worauf es doch beim Studium
der Mathematik wohl noch in hOherem MaBe ankommt als in anderen
Wissenschaften. Irgendwelche "regulae cogitandi", die die zweckmaBigste
Disziplin des Denkens genau vorschreiben konnten, sind uns nicht
bekannt. Waren solche Regeln auch moglich, sehr nutzlich waren sie
nicht. Man muB die richtigen Denkregeln nicht etwa auswendig wissen,
sondern in Fleisch und Blut, in instinktmaBiger Bereitschaft haben.
Daher ist zur Schulung des Denkens nur die Ubung des Denkens wirklich
nutzlich. Die selbstandige Losung' spannender Aufgaben wird den Leser
mehr fordern als die folgenden Aphorismen, die jedoch am Anfang auch
nicht schaden konnen. Man suche alles zu verstehen; einzelne Tatsachen
durch Aneinander- reihung verwandter Tatsachen, Neuerkanntes durch
Anlehnung an das Altbekannte, Ungewohntes durch Analogie mit dem
GeHiufigen, Spezielles durch Verallgemeinerung, Allgemeines durch
geeignete Spezialisierung, ver ckelte Tatbestande durch Zerlegen in
einzelne Teile, Einzelheiten durch Aufstieg zu einer umfassenden
Gesamtansicht.