Im Rahmen der Internationalen Frauenuniversität war der Fünfte
Projektbereich dem Frauenkörper gewidmet; dem eigenen Leib, den jede
Frau meint, wenn sie im Jahr 2000 in der Ersten Person Einzahl spricht,
also jenem concretissimum, auf das sie mit ihrem "ich" verweist.
Unmissverständlich war der Stoff unseres Vorhabens nicht der Körper,
insofern er Gegenstand objektiven Wissens ist, es ging nicht urn die
Kritik von Forschungsergebnissen aus der Medizin, der In- formatik, der
Biologie, der Psychologie oder des Rechts, sondern urn die Suche nach
der Möglichkeit, die eigene Leibhaftigkeit im Jahr 2000 zum Thema dis-
ziplinierter Forschung zu machen. Durchwegs waren wir darum besorgt, fUr
Aussagen hellhörig zu werden, die durch das Selbstverständnis in einer
wissen- schaftlich geprägten Gesellschaft zu er1öschen drohen. Der
Projektbereich war also eine Herausforderung an über 140 Frauen aus
aller Welt, sich an der neu gegründeten Universität auf zwölf Wochen
einem disziplinierten Studium zu widmen, das sich nicht als akademisches
Curriculum organisieren lässt. Wir empfanden es als ein ermutigendes
Zeichen fUr die groB- zügige Anlage der ifu, dass es möglich war, den
Projektbereich "Körper" nicht nach dem Modell eines Faches, sondern dem
einer Akademie zu gestalten. Es gelang uns eine Reihe von international
anerkannten Wissenschaftlerinnen, fast durchwegs Autorinnen
einflussreicher Bücher, zu gewinnen, zwei jede Woche, die den
Teilnehmerinnen jeden Morgen in Vorträgen und Gesprächen zur Ver- fUgung
standen.