Glarita Martin Die tiergerechte Haltung, Fiitterung und Pflege von
Nutztieren ist das primare Anliegen der Intemationalen Gesellschaft fiir
Nutztierhaltung (IGN). Diesem Ziel entsprechend standen bei bisherigen
Tagungen Fragen des Wohlbefindens sowie tiergerechte Altemativen zu den
herkommlichen Haltungsformen im Vordergrund. Es wurde dabei immer wieder
deutlich gemacht, daB viele modeme Haltungssysteme, wie Spaltenboden-und
Kafighaltung nicht tiergerecht sind und den Tieren im Sinne des
Tierschutzgesetzes Leiden und Schiiden zufiigen. Trotz dieser Erkenntnis
hat die Regierung Verordnungen zur Haltung von Hiihnem, Schwei- nen,
Kalbem und Pelztieren erlassen bzw. in Vorbereitung, die fiir die Tiere
keine wirklichen Verbesserungen bringen. Diese Verordnungen sind nicht
mit dem Tierschutzgesetz zu ver- einbaren. Ein Rechtsgutachten (Prof.
Erbel, Universitat Bonn) steHt sogar die Verfassungs- miiBigkeit der
Legehennen-Verordnung in Frage. Bei der im Januar 1988 in
Stuttgart-Hohenheim durchgefiihrten IGN-Tagung, deren Refera- te im
vorliegenden Band wiedergegeben werden, wurden nicht nur die
Auswirkungen der in- tensiven Haltung auf die Tiere behandelt, sondem es
standen vor aHem die gegenseitigen Wechselwirkungen der verschiedenen
landwirtschaftlichen Bereiche, soweit sie mit der Tier- haltung im
Zusammenhang stehen, im Vordergrund. Ausgehend von derzeitigen
landwirtschaftlichen Strukturen, die vielfach zwangslaufig zur in-
tensiven Massentierhaltung gefiihrt haben, werden auf der Grundlage von
Systernzusammen- hiingen in der Landwirtschaft Moglichkeiten aufgezeigt,
betriebliche Ablaufe im okologischen Sinne so zu andem, daB sich eine
tiergerechte Nutztierhaltung problernlos einfiigt. Dariiber hinaus
werden konkrete politische Instrumente genannt, mit deren Hilfe
politisches Handeln im okologischen Rahmen moglich ist.