Der Grossteil antiker Statuen lasst sich anhand formaler
Uberschneidungen typologisieren, d. h. in Schemata ordnen. Einzelne
Statuenschemata wurden uber Jahrhunderte hinweg in immer neuen Versionen
tradiert und in unterschiedliche materielle, raumliche und funktionale
Kontexte integriert. Diese Rezeptions- und Transformationsprozesse
konnen als kulturelle Aneignungen verstanden werden, die asthetisch,
politisch und/oder religios motiviert waren. In aller Regel setzten sie
Bildung voraus und besassen damit auch eine soziale Komponente. Oft
fuhrten aber auch rein praktische Grunde wie die Verfugbarkeit einer
bestimmten Formvorlage zur Wiedergabe anthropomorpher Figuren nach einem
Schema. Dabei konnten die Bildwerke die einstigen Sinnzusammenhange
ihrer Vorlagen bewahren, nur teilweise ubernehmen oder aber ignorieren
und mit vollig neuen Bedeutungen 'uberschreiben'. Der Band, der auf eine
internationale Tagung in Tubingen zuruckgeht, versammelt Beitrage,
welche die erwahnten Rezeptionsprozesse exemplarisch in einzelnen
Zentren und Regionen des romischen Reiches diskutieren.