Vorliegende Monographie untersucht appositionelle Kollokationen in
alteren indogermanischen Sprachen. Seit Eduard Schwyzers 1947
erschienener Abhandlung aZur Apposition (Berlin: Akademie-Verl.) stand
die nahe Apposition in den fruhest bezeugten Sprachstufen des
lndogermanischen nicht mehr im Zentrum einer eingehenden
indogermanistischen Analyse. Der erste Teil der Arbeit beschaftigt sich
mit der Stellung der unerweiterten Apposition im Indogermanischen. Einer
umfangreichen Dokumentation von Sprachdaten (mit besonderer
Berucksichtigung formelhafter Kollokationen und unter Einschluss des
Anatolischen, Tocharischen, Keltiberischen, Mykenischen) folgt die
Untersuchung der dem Stellungsverhalten zugrunde Iiegenden syntaktischen
und semantischen Prinzipien, wobei Vergleichsdaten aus
nicht-indogermanischen Sprachen mit herangezogen werden. Der zweite Teil
der Abhandlung lenkt die Aufmerksamkeit auf Kollokationen aus Numerale,
appositionellem Bestimmungswort und Gezahltem. Derartige Kollokationen
sind nicht nur sprachubergreifend belegbar, sondern in ausgewahlten
Fallen auch fur das Indogermanische rekonstruierbar und werfen ein
wichtiges Licht auf die Entstehung von Numeralklassifikatoren in
modernen indogermanischen und nicht-indogermanischen Sprachen. Die
Phraseologisierung von Kollokationen aus Numerale und appositionellem
Bestimmungswort ist bereits fur altere indogermanische Sprachen
nachweisbar und bildet gleichzeitig die Vorstufe zur Grammatikalisierung
von Numeralklassifikatoren, wie sie sich vereinzelt in modernen
indoarischen Sprachen (z.B. Bengali) und vor allem
nicht-indogermanischen Sprachen finden. Insgesamt kann ein
Entwicklungskontinuum aufgezeigt werden, welches von habituellen
Kollokationen hin zu syntaktischen Konstruktionen fuhrt und welches das
von der allgemeinen Sprachwissenschaft seit Iangem postulierte Kontinuum
zwischen Lexikon und Syntax bestatigt.