Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Geschichte Europa -
Deutschland - Nachkriegszeit, Kalter Krieg, Note: 1,0,
Humboldt-Universität zu Berlin (Kulturwissenschaft), Sprache: Deutsch,
Abstract: In den 80er-Jahren galt Sascha Anderson als eine der
Dichterikonen des Prenzlauer Bergs und wichtigster Organisator der
dortigen Literaturszene. Ungeahnt von der subversiven Avantgarde des
Szeneviertels, schrieb er aber nicht nur für DDR-Samizdat. Auch die
Staatssicherheit war einer seiner Adressaten - über 20 Jahre hinweg
erstellte er für seine Führungsoffiziere Berichte über das eigene
Umfeld, verriet Freunde und Kollegen. Der nach der Wende von Wolf
Biermann, Jürgen Fuchs und Holger Kulick entlarvte Schriftsteller findet
selbst nur wenig erklärende Worte für sein durchaus überlegtes Handeln.
In seiner Autobiographie Sascha Anderson sind es vage Begriffe wie
Geborgenheit, Angst vor der Zukunft und Vergangenheit sowie Sicherheit,
die auftauchen. Anstatt der Sicherung materieller Vorteile, scheint
Sascha Anderson in dem kryptischen Text von 2002 eher eines getrieben zu
haben: Die Suche nach dem Vater, den er laut eigener Aussage in der
emotionalen Bindung zu seinen Führungsoffizieren gefunden zu haben
scheint. Die Idee des Väterlichen im Konspirativen - der familiären
Bindung in einem geheimen Bund, der von einer lobenden wie strafenden
Instanz geführt wird, spielte für die Staatssicherheit stets eine Rolle.
So Druck auf die Spitzel nicht wirkte, wurde auf andere Mittel
zurückgegriffen. Die Offiziere bewiesen große Anpassungsfähigkeit und
nutzten je nach Charakter des Gegenübers andere Strategien, Sprechweisen
und anderes Auftreten. Freundschaftlichkeit und Freiräume für den
geführten IM waren in vielen Fällen von enormer Wichtigkeit, so auch das
väterlich-patriarchische Element, das zuvörderst bei weiblichen
Kandidaten zum Einsatz kam, wie Belinda Coopers Studie "Patriarchy
Within a Patriarchy" ersichtlich wird. In der vorliegenden Arbeit wird
von der Rolle de