Blick ins Buch
Schriftsteller, NS-Funktionär, Kriegsberichterstatter, Drehbuchautor:
Der Südtiroler Anton Graf Bossi-Fedrigotti (1901-1990) kletterte die
Karriereleiter im nationalsozialistischen Deutschen Reich weit nach
oben. Als Angehöriger des österreichisch-südtirolischen Adels wurde er
1918/19 zum desillusionierten Kriegsverlierer, später vom italienischen
Soldaten zum engagierten Nationalsozialisten und einflussreichen
Vermittler zwischen Südtirol und der NSDAP. Nach seiner Flucht aus
Italien 1928 wurde ihm seine Heimat Südtirol ein "urdeutsches Land",
dessen Geschichte er literarisch für völkisch-ideologische Zwecke
instrumentalisierte. Früh wechselte er auf die erfolgversprechende Seite
und diente sich höchsten NS-Vertretern an. Als Kriegsberichterstatter
des Auswärtigen Amtes erlebte er den Zweiten Weltkrieg an verschiedenen
Fronten und beteiligte sich aktiv am rasseideologischen
Vernichtungskampf. 1945 bedeutete kein Karriereende für
Bossi-Fedrigotti: Ein dichtes Netz aus Weggefährten, NS-Sympathisanten
und rechtsextremen Verlagen fing ihn auf. Vom Land Tirol mit einem Orden
geehrt, publizierte er bis 1990 ideologisch belastete Texte - darunter
nicht wenige für Kinder und Jugendliche.