Indocti discant, et ament meminisse periti 1. Die Idee der Riemannschen
Flache wird in der Funktionentheorie mehrerer komplexer Veranderlichen
erst seit Beginn der 50er Jahre konsequent verwendet. Wie in der
Funktionentheorie einer Verander- lichen muB man die Gebilde
untersuchen, die durch groBtmogliche analytische Fortsetzung von
holomorphen Funktionen entstehen. Die gleichen Griinde wie in der
klassischen Funktionentheorie machen es notwendig, die
Verzweigungspunkte hinzuzunehmen. Das fiihrte jedoch auf begriffiiche
Schwierigkeiten, die 1933 H. Behnke und P. Thullen in ihrem
Ergebnisbericht sogar veranlaBten, diese Punkte vorerst von der
Betrachtung auszuschlieBen. Eine zufriedenstellende Definition des Ver-
zweigungsbegriffs wurde erst 1951 von H. Behnke und K. Stein (Math. Ann.
124) gegeben. Die von ihnen eingefiihrten komplex n Riiume um- fassen
insbesondere die analytischen Gebilde holomorpher Funktiollen mehrerer
Veranderlicher, d. h. die hOherdimensionalen Riemannschen Flachen. Dabei
stellte sich heraus, daB diese Riemannschen Gebilde - anders als in der
klassischen Funktionentheorie - Punkte ohne lokale Uniformisierende
besitzen konnen. Solche Punkte wurden fort an singu- lare Punkte
genannt.