Unsere Betrachtung des jeweiligen argumentativen Stellenwerts des
Bediirfnis - bzw. Interessebegriffs in bildungsgescbichtlich bedeutsamen
und aktuellen Ansatzen au6er- schulischer piidagogischer Arbeit mit
Jugendliehen und Erwachsenen in der Bundes- republik Deutschland ergibt
zusammenfassend die Erkenntnis, daB den infrage stehenden
Begriffiichkeiten im wesentlichen offensiehtlich auf drei Ebenen
piidagogi- schen Handelns Funktionen zugewiesen werden: auf der Ebene
der Programmpla- nung, der methodisch - didaktischen Umsetzung und der
grundlegenden Zielbestim- mung au6erschulischer Bildung. In der
Erwachsenenbildung, wo die Rezeption der Begriffe nur verdeckt und bis
dato nieht systematisch untersucht verlliuft, sind insbesondere die
beiden erstgenann- ten Ebenen vorherrschend. Der Bediirfnis - bzw.
Interessebegriff - zumeist im Wortgewande von "Bil- dungsbediirfnissen"
und "Leminteressen" - ist a1s Planungskategorie vomehmlich Reflex auf
den "Markt-Charakter" au6erschulischer Bildung. In erster Linie er-
weist sieh die "Freiheit zum Wegbleiben" (TIETGENS) a1s Motiv einer
bedarfsge- reehten Planun . Hinter solcher Motivation
bediirfnisadiiquater Konzeptualisierung von piidagogischen Angeboten
offenbart sich zuniichst nichts anderes a1s das Interes- se der a1s
Anbieter auf dem "Bildungsmarkt" auftretenden Institutionen am eigenen
Uberleben, Wohlergehen oder Wachstum sowie das Interesse ihrer von der
Markt - Nachfrage mehr oder minder unmittelbar (hauptberuflich oder
nebenamtlieh) abbiingigen Mitarbeiter an okonomischer Sicherheit und
Prosperitiit sowie an berufli- cher ldentitiit.